Auch die Gemeinden und Feuerwehren des Abschnittes Millstatt-Radenthein wurden vom Tief „Günther“ nicht verschont. In der Zeit vom Freitag, dem 15. November 2019 bis zur Mitte der folgenden Woche standen neben vielen Feuerwehren im ganzen Land auch alle Feuerwehren des Abschnittes mehrmals im Einsatz und kämpften gegen Wassermassen, Muren, Hangrutschungen oder Verklausungen an. In diesem Gesamtbericht wollen wir eine Übersicht über alle Einsätze geben.
Gemeinde Millstatt
Am späteren Nachmittag des 15.11.2019 wurde die Feuerwehr Matzelsdorf zu einer Überschwemmung in den Ortsteil Dellach am Millstätter See gerufen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner wie arbeitsintensiv sich die nächsten Tage entwickeln werden.
Aufgrund der anhaltenden starken Niederschläge kam es in der Nacht von Freitag auf Samstag zu einem Hangrutsch und einer Überflutung am Oberen Weinleitenweg. Aufgrund der Gefahr eines weiteren Hangrutsches musste eine Familie aus ihrem Wohnhaus evakuiert werden. Auch die Feuerwehren Lammersdorf und Obermillstatt wurden zu Überschwemmungen alarmiert. Bei der genaueren Lageerkundung der Einsatzstelle in Lammersdorf konnte ein massiver Hangrutsch oberhalb eines Wirtschaftsgebäudes festgestellt werden. Aufgrund der Dunkelheit und des unwegsamen Geländes mussten nach entsprechenden Wasserableitungen die Einsätze in Lammersdorf und Obermillstatt eingestellt werden.
Am darauffolgenden Samstag gingen die Einsätze der Feuerwehren früh morgens weiter. Die Feuerwehr Laubendorf musste einen Keller auszupumpen. Die Feuerwehren Obermillstatt und Lammersdorf rückten zu den in der Nacht abgebrochenen Einsätzen aus, um sich ein genaueres Bild der Lage verschaffen zu können. Aufgrund der vielen Einsatzstellen und drohenden Gefahren wurde der Gemeindekrisenstab zusammengerufen und der Landesgeologe angefordert. Die aus der Luft durchgeführte Geländeerkundung des Geologen machte es notwendig drei Häuser in der Ortschaft Grantsch zu evakuieren.
Die nächsten Stunden brachten eine kurze Verschnaufpause. Am Sonntagmorgen mussten weiter Murenabgänge festgestellt werden. Ebenso musste zu diesem Zeitpunkt bereits ein massiver Anstieg des Wasserpegels am Millstätter See verzeichnet werden. Eine weitere Besprechung des Gemeindekrisenstabes folgte.
In den Nachmittagsstunden setzten erneut heftige Regenfälle ein, welche zu einer Überflutung in Großdombra und Laubendorf führten. Außerdem kam es in der Schwaigerschaft zu einem Hangrutsch, dadurch mussten vier Wohnhäuser durch die Feuerwehr Laubendorf evakuiert werden.
Der Montag brachte wiederum zahlreiche Einsätze für die fünf Wehren der Gemeinde Millstatt. Ein Murenabgang in Millstatt bei welchem ein Wohnhaus beschädigt wurde, erste Überschwemmungen entlang des Seeufers, zwei Wasserdiensteinsätze, weitere Hangrutschungen, Absperrmaßnahmen im Bereich des Schluchtwanderweges, Kontrollen von Schutzbauten der WLV, Verklausungen, Pumparbeiten und eine Besprechung des Gemeindekrisenstabes mussten abgearbeitet und durchführt werden.
Der steigende Wasserpegel am Millstätter See erreichte am Dienstag seinen Höchststand und die Hochwassermarke HQ30 wurde bis auf 1cm erreicht. Die Folge daraus: weitere Keller unter Wasser. Für die Pumparbeiten wurden Tauchpumpen aus dem KAT-Lager in Sachenburg herangezogen.
Gemeinde Radenthein
Die Serie der Unwettereinsätze startete auch für die Feuerwehren der Stadtgemeinde Radenthein am Freitag, dem 15.11.2019 mit einer Überflutung am Hohensaß, dort musste von der FF St. Peter ein Keller ausgepumpt und ein Nebenbach reguliert werden, um einen weiteren Wassereintritt in ein Haus zu verhindern. Im Bereich der Erdmannsiedlung gab es einen Einsatz für die Feuerwehr Döbriach und Radenthein, dort ist ein Bach über die Ufer getreten und das Wasser suchte sich zwischen den Häusern einen Weg bis zur Bundestraße. Der Hang oberhalb der Siedlung drohte abzurutschen. In weitere Folge kam es zu größeren Murenabgängen in Döbriach, welche die Millstätter Bundestraße auf mehreren Stellen verlegte. Das Wasser suchte sich auch dort einen Weg zwischen den Häusern unterhalb der Bundesstraße und nahm dabei Schlamm und Geröll mit. Später am Abend ging eine Mure auf der B88 zwischen St. Peter und Bad Kleinkirchheim ab, die Straße musste mehre Tage lang gesperrt werden.
Am darauffolgenden Samstag wurden früh morgens die Aufräumarbeiten auf der Millstätter Bundesstraße, die gegen 03 Uhr nachts unterbrochen wurden, fortgeführt. Unter Mithilfe der Feuerwehr Radenthein und Millstatt sowie der Straßenverwaltung konnte diese am späten Nachmittag wieder freigegeben werden. Auch die Feuerwehr Kaning wurde am Vormittag zu einem Einsatz alarmiert, mehrere Verklausungen wurden beseitigt und die Kaninger Landesstraße von Schotter befreit. Für die FF Radenthein waren auch am Samstag den gesamten Tag über mehrere Hangrutschungen und Verklausungen zu beseitigen. Auch für die Feuerwehr Untertweng kam es zu mehreren Unwettereinsätzen. Hinter einer Garage in Obertweng ging eine Mure ab und überflutete die Garage. Bei mehreren Häusern sind kleinere Gerinne übergegangen und überfluteten Keller. Am späten Nachmittag heulten die Sirenen in Untertweng erneut, ein Murenabgang in Obertweng. Mit einer Wand aus Sandsäcken wurde das Wasser vom Haus ferngehalten. Weiters mussten bei anderen Gebäuden erneut Wasser abgepumpt werden.
Nach einer Verschnaufpause kam am Sonntagnachmittag wieder eine Regenfront auf Kärnten zu und rasch wurden wieder die ersten Feuerwehren alarmiert. In Döbriach kam es im Bereich der Hauptstraße erneut zu Überflutungen. Die FF Döbriach schützte die Häuser vor weiterem Wassereintritt. Weiters wurden entlang des Rieger-, Glanzer- und Starfacherbach Verbauungen mit Sandsäcken errichtet, um ein Austreten der Bäche aus den Bachläufen zu verhindern. Auch für die FF St. Peter ging es erneut zu Erdrutschen bzw. Überschwemmungen am Hohensaß.
In Radenthein drohte ein ca. 80m langer Hang in den Riegerbach abzurutschen, der angrenzende Wanderweg wurde durch die FF Radenthein gesperrt und ein Erdwall aufgeschüttet, um das angrenzende Reisebüro und das Fernwärmeheizwerk vor einer möglichen Überflutung zu schützen. Weiters mussten mehrere Gebäude am Hinterlaufenberg und am Mitterberg mit Sandsäcken geschützt werden, Keller ausgepumpt und Muren abgesichert bzw. entfernt werden.
Auch am Montag kam es wieder den ganzen Tag über zu mehreren Einsätzen. Früh morgens wurde die FF St. Peter zu einer Verklausung auf der B88 gerufen. Die FF Untertweng unterstützte den Bauhof Radenthein bei der Ableitung von Wasser mit Rohren bei mehreren Häusern. Einige Kameraden der FF Kaning rückten zu einem kleinem Hangrutsch aus. Während der anschließenden Bereitschaft der FF Kaning musste diese noch zu mehreren kleineren Einsätzen ausrücken. Ein unter Wasser stehender Keller musste ausgepumpt und erneut ein Hangrutsch beseitigt werden. Auch die FF Radenthein stand bei mehreren überfluteten Kellern auch am Montag im Einsatz.
Gemeinde Bad Kleinkirchheim
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde auch die FF Bad Kleinkirchheim zu einem unter Wasser stehenden Keller gerufen. Bei einem Wohnhaus in der Zirkitzen kam es zu einem Eintritt von Grundwasser. Im Bereich einer Innenwand sprudelte das Wasser regelrecht aus dem Untergrund heraus. Zu einem weiteren Eintritt von Grundwasser wurden die FF Bad Kleinkirchheim am Vormittag des 16. Novembers alarmiert. Bei einem Wohnhaus in St. Oswald stand der gesamte Keller ca. 30 cm unter Wasser. Während dieses Einsatzes füllte ein weiterer Teil der Mannschaft das Sandsackdepot auf, um auf die bevorstehende Nacht bzw. die zu erwartenden großen Niederschläge vorbereitet zu sein.
Am Sonntag, dem 17. November gab es auch mehrere Alarmierungen für die FF Bad Kleinkirchheim. Im Ortsteil Staudach drohte ein Bach über die Ufer zu treten. Mit Sandsäcken konnte diese Gefahr gebannt und eine mögliche Überflutung eines Wohnhauses verhindert werden.
Ab diesem Zeitpunkt sind laufend neue Einsatzstellen für die Kameraden aus Bad Kleinkirchheim eingelaufen. Es wurden zahlreiche Gebäude ausgepumpt, Verkehrsflächen und verstopfte Abflüsse freigemacht, Verklausungen von Bächen behoben und mögliche Verklausungen an Bächen verhindert, provisorische Abflüsse für Oberflächenwässer, sowie Barrieren mit Sandsäcken hergestellt.
Um ca. 16:00 Uhr ging eine kleinere Mure beim Raunigbachl im Schubertweg ab. Nachdem von einer weiteren Vermurungsgefahr auszugehen war, wurde die Evakuierung von zwei Gebäuden angeordnet. Weiters wurden bei vier Gebäuden die Eingangstüren und Kellerschächte mit provisorischen Holzbarrieren und Sandsäcken geschützt.
Per Funk wurde die FF um ca. 23:05 Uhr von der LAWZ über eine weitere Mure beim Raunigbachl informiert. RLFA 2000 begab sich zum Einsatzort und konnte eine große Vermurung feststellen. Aufgrund der Schadenslage wurde vom Einsatzleiter erneut Sirenenalarm für die Feuerwehr Bad Kleinkirchheim ausgelöst. Aufgrund des Geschiebes, welches vom Wildbach im Schubertweg abgelagert wurde, floss das Wasser nun zwischen zwei Gebäuden in Richtung Straußweg ab. Aufgrund des konzentrierten Wasserabflusses stürzte eine Steinmauer eines Parkplatzes auf einer Länge von ca. 5 Meter während der Einsatztätigkeit ein. Glücklicherweise wurden die Gebäude zuvor evakuiert bzw. mit Barrieren geschützt, sodass kein Personenschaden bzw. größerer Gebäudeschaden zu verzeichnen war.
Nach wenigen Stunden Schlaf wurden die FF Bad Kleinkirchheim am frühen Montagmorgen zum nächsten Unwettereinsatz alarmiert. Beim Dragebach kam es zu zwei Verklausungen, wodurch das Gerinne sein ursprüngliches Bachbett verlassen hatte.
Während dieses Einsatzes wurden die Kameraden über weitere Einsatzstellen im Gemeindegebiet (Erdrutsche bei Häusern, Keller unter Wasser) informiert, sodass der Einsatzleiter um 07:29 Uhr weitere Kräfte der Feuerwehr Bad Kleinkirchheim per Sirenenalarm zur Bewältigung dieser Einsätze nachalarmierte.
Gegen 10:30 Uhr ereignete sich ein folgenschwerer Erdrutsch in der Enzianstraße, der ein Wohnhaus massiv beschädigte und teilweise zum Einsturz brachte. Alle Einsatzfahrzeuge, die im Gemeindegebiet unterwegs waren, begaben sich in die Enzianstraße. Nachdem davon auszugehen war, dass der Hauseigentümer von Erd- und Geröllmassen verschüttet wurde, wurden Polizei- und Rettungskräfte, sowie Rettungshunde alarmiert. Die Durchsuchung des Gebäudes durch die Rettungshunde verlief zunächst negativ. Im schweren Schlamm außerhalb des Gebäudes gelang es einem Bergrettungshund den Vermissten um ca. 13:30 Uhr zu orten. Die Feuerwehrleute konnten die Person leider nur mehr tot bergen.
Nach Beendigung dieses tragischen Einsatzes wurden weitere Einsätze wie Pumparbeiten, Freimachen von Verkehrswegen und Kanalspülungen durch die Feuerwehr Bad Kleinkirchheim abgearbeitet.
Bezirksseinsatzstab
Auch im Bezirkseinsatzstab in Spittal waren vier Mitglieder der Feuerwehren Millstatt und Kaning mehrere Tage im Einsatz und unterstützten die Abarbeitung und Koordination der Einsatzgeschehnisse im gesamten Bezirk. Die Versorgungs- und Erkundungsflüge wurden auch mit Flughelfern der FF Millstatt unterstützt.
Neben den in dem Bericht aufgezählten Einsätzen wurden von allen Feuerwehren mehrmals Kontrollfahrten und Überprüfungen von Gefahrenstellen durchgeführt sowie kleinere Einsätze abgearbeitet.
Alle Feuerwehren des Abschnittes Millstatt-Radenthein standen an diesem Wochenende und darüber hinaus stundenlang im Einsatz und konnten somit viele größere Schäden verhindern. Das Abschnittsfeuerwehrkommando bedankt sich bei allen Kameraden, die unermüdlich im Einsatz standen.